Sandra
Atlanta, die Hip-Hop-Hauptstadt der USA…
USA Teil 10
Diese Aussage habe ich tatsächlich bereits vor meiner Reise in die USA gelesen. Nun bin ich nicht unbedingt der größte Hip-Hop Fan unter der Sonne, deshalb fand ich das zwar interessant, aber eben auch nicht mehr. Aber, wenn es um das Thema Musik geht, dann ist hier einiges ein wenig anders…Aber um das zu beschreiben, was ich hier habe, sollte man vielleicht ein wenig die Rolle von Atlanta ganz allgemein betrachten, wenn es um das Thema Musik geht. Atlanta hat seit den 1990er Jahren eine ganze Reihe von Ehrentiteln eingeheimst – unter anderem den als „Hip-Hop-Schwerkraftzentrum“ (New York Times) oder als „neue Kulturhauptstadt Amerikas“ (The Daily Beast). Viele der besten Hip-Hop- und Rap-Künstler kommen aus Atlanta, von T.I. und Gucci Mane über Ludacris, Young Thug, Kelly Rowland, Childish Gambino und Soulja Boy bis zu Future und viele mehr.
Aber Atlanta wird auch mit anderen Künstlern in Verbindung gebracht, wie beispielsweise Usher, Toni Braxton, OutKast, India Arie, oder den Indigo Girls. Übrigens auch Butch Walker ein Freund von P!NK (ich glaube er war damals bei der Summer Fun Tour Support Act, habe sogar noch irgendwo Bilder von ihm rumfliegen)… vermutlich könnte man diese Liste noch ewig weiter führen…
… kennt ihr davon ein paar?
Zurück zum Hip-Hop. Wie hat es Atlanta geschafft, sich als eine der besten Hip-Hop-Städte der USA zu etablieren? Mit harter Arbeit und viel Talent. Traditionell haben sich alle Genres der amerikanischen Musikszene auf die beiden Pole New York City und Los Angeles konzentriert. In den 1990er Jahren starteten dann aber Künstler wie Usher, TLC oder OutKast ihre Karriere in Atlanta und demonstrierten der Nation damit, dass auch andere Städte gute Musik machen können. Das ambitionierte Vorgehen Atlantas kam allerdings nicht überall positiv an. Dass OutKast 1995 bei den Source Awards als beste neue Rap-Gruppe ausgezeichnet wurde, verärgerte viele Fans aus New York, die unglücklich darüber waren, dass plötzlich Außenseiter im Rampenlicht standen. Von diesem Moment an war klar, dass ein neues Zeitalter im Hip-Hop begonnen hatte. In den folgenden Jahren eroberten auch andere Künstler aus Atlanta die Charts. Und nicht nur das: Musiker und Produzenten aus Atlanta entwickelten einen völlig neuen Rap- und Hip-Hop-Stil mit unverwechselbarem Rhythmus und Flow. Mittlerweile hat sich eine künstlerische Community herausgebildet, die zu den treibenden Kräften im Hip-Hop zählt. Heute umfasst die Musikszene Atlantas mehr als 300 Aufnahmestudios und 60 Musikbühnen sowie 30 jährliche Musikfestivals. Dabei stehen etablierte Künstler ebenso im Fokus wie aktuelle Stars und aufstrebende Talente. Die Rapper aus Atlanta führen nach wie vor die Charts an und das Image der Stadt wächst und wächst. Atlanta gilt heute nicht nur als bedeutendes Hip-Hop-Zentrum, sondern auch generell als eine der besten Talentschmieden in den USA.
Übrigens ist auch das etwas, was mir hier extrem aufgefallen ist – die Qualität der Musiker. Du gehst in kleine Clubs und Bars, wo man zum Teil wirklich kaum Eintritt bezahlt und hat Künstler auf der Bühne stehen, die so eine brachiale Qualität haben. Klar das passiert mal, wenn du Glücke hast. Hier aber passiert das wirklich sehr oft. Wenn man wie ich, auch oft zu Konzerten geht, von Leuten die man nicht kennt, (was hier ja gar nicht anders geht, da die Musikszene hier von der europäischen bzw. deutschen weit entfernt und mir somit noch recht fremd ist) dann kann es auch immer wieder mal passieren, dass es eine Art „Reinfall“ gibt. Hatte ich aber hier bisher gerade mal nen halben, wenn man das so nennen kann. Ansonsten ausschließlich Künstler die in meinen Augen (ob ich mich damit auskenne können andere beurteilen) eine wahnsinnige Qualität haben, nebst Talent und Liebe zu dem was sie tun.
Ich bin selbst immer wieder begeistert, welche Möglichkeiten man hier als Musikliebhaber hat, auch abseits des Hip-Hop’s. Wer mich kennt, der weiß, dass ich lieber die ruhigeren Töne vorziehe, gute Singer & Songwriter…brillante Lyrics und ich bin hin und weg. Schon bevor ich nach Atlanta gekommen bin, bekam ich den Tipp ins Eddies Attic zu gehen. Als ich mich darüber informierte, fand ich heraus, dass fast alle oben aufgezählten Musiker, die nicht unbedingt zur Hip-Hop Szene gehörten, in ihrer Zeit vor dem großen Erfolg im Eddies Attic aufgetreten sind. Übrigens auch John Mayer. In meiner doch recht kurzen Zeit hier in den Staaten war ich allerdings schon relativ oft im Eddies. Ich mag die Atmosphäre dort, die Stimmung, die Menschen. Besonders bei Künstlern die eher ruhigere Musik machen, ist das Publikum unglaublich respektvoll und ruhig, ebenso feiert es und lasst die Sau raus, wenn genau das eben auch die Musik hergibt.
Allgemein finde ich die Art wie hier mit Livemusik umgegangen wird ein Traum. Man muss nicht nach Nashville fahren, wenn man Atlanta vor der Tür hat. Im Gründe könnte ich jeden Abend in der Woche auf unzählige verschiedene Konzerte gehen, da das Spektrum so breit und großartig ist. Während man sich in Deutschland einfach mal ne gute Bar mit Livemusik wünschen würde, weiß man hier gar nicht wo man zuerst hingehen soll. Während man sich fragt, wie man sowas danke GEMA, KSK und all den „Vereinen“ in Deutschland überhaupt realisieren könnte, funktioniert das hier bestens. Selbstverständlich sind die Kosten und Formalitäten hier in den Staaten anders, da wird einem in Deutschland schon anständig schwergemacht. ABER: Ich wage mal zu behaupten, dass die Menschen hier solche Angebote auch anders wahrnehmen und schätzen.
Der Umgang mit Musik als Kultur ist hier irgendwie anders. Ich war bereits bei meinen ersten Besuchen im Eddies begeistert wie bunt gemischt das Publikum war und ist. Und dabei spreche ich nicht nur von den verschiedenen Nationalitäten, sondern auch vom Alter etc. Und das habe ich immer wieder erlebt, völlig unabhängig vom Künstler der auf der Bühne steht. Das krasseste Erlebnis diesbezüglich war vermutlich das Jazz Festival im Piedmont Park in Atlanta.
Und nun ein paar Fakten zum Überdenken…. Dieses Festival geht ein ganzes Wochenende, es kostet keinen Eintritt. Man kann sich Campingstuhle und Decken mitbringen und es sich einfach gemütlich machen, jeder bringt einfach sein Essen und Trinken mit und verbringt einen schönen Tag im Park, mit Freunden und Familie und erlebt dabei wirkliche Stars wie Lizz Wright auf der riesigen Bühne und das für Lau. Dazu kommt, dass getrunken wird, aber sich keiner danebenbenimmt, es gibt keinen Stress, kein Gerangel, keinen Ärger… um ehrlich zu sein habe ich nicht mal einen Polizisten gesehen. Und wir reden hier nicht von ein paar hundert Menschen…sondern Tausenden. Ich war am Anfang ziemlich platt, als ich gesehen habe wie viele Menschen auf dieser riesigen Flache saßen, aßen, tranken und der Musik lauschten und wie wunderbar entspannt alles war…
Fraglich ob das überall so möglich wäre. Oder?
Gestern Abend war ich also in einer neuen Location. The Earl. Irre schöner Laden, was verrückt klingt, wenn man die Bilder sieht, was aber einleuchtet, wenn man Wert auf ne geile Atmosphäre bei einer Live-Music-Location legt. 2-3 Tage zuvor stolpert man zufällig auf Instagram durch eine Werbeeinblendung über diesen Jungen Typ, ist nach 15 Sekunden Einspieler in der Story so begeistert, dass man googelt, mehr findet, es noch mehr mag, sieht es gibt verrückterweise auch noch ein Konzert 2 Tage später in Atlanta, geht hin, hat einen geilen Abend und ist begeistert, von der Musik, dem Künstler, der Location, dem eigenen Leben und all den Möglichkeiten die sich mir hier auf Musik bezogen bieten…
Music was my first love… so war es immer und nach Abenden wie gestern weiß ich auch immer wieder warum. Wenige Dinge im Leben berühren, erfüllen, begeistern und entspannen mich so sehr wie Musik und nichts gibt mir gleichzeitig so viel Kraft wie Musik. Was für ein Glück habe ich also gerade in einer solchen Gegend leben zu dürfen?
Passt gut auf Euch auf!
Sandra